Die Kunst,
ein Aquarell zu malen
Die Technik der
Aquarellmalerei
Ein wichtiges Merkmal der
Aquarellfarben ist ihre Transparenz und an dieser
Eigenschaft orientiert sich auch die Technik der
Aquarellmalerei. Bei der Kunst ein Aquarell zu malen, muss man sich
generell an einen Grundsatz halten:
In einem Aquarell malt man immer vom Hellen ins Dunkle – es
ist unmöglich, eine Farbfläche aufzuhellen, indem man über
eine dunkle Farbe eine helle legt. Deshalb ist die hellste
Farbe in dem Aquarell immer die Farbe des Farbträgers,
gewöhnlich also das Weiß des Papiers. Das Nichtbemalen von
Flächen auf einem Aquarellbild ist in diesem Sinne eine hohe Kunst -
weglassen ein sehr wichtiges
Stilmittel. Der Malgrund scheint bei einem Aquarell immer
durch die Farben durch.
Grundsätzlich kann man
drei Arten unterscheiden, wie man die Farben in einem
Aquarell setzen kann:
Die Transparenz der Farben nutzend, kann lasierend gemalt
werden, indem man mit wenig Wasser auf schon getrocknete
Farbe weitere Schichten aufbringt.
Eine zweite Möglichkeit
ist, in dem Aquarell mit feuchter Farbe über eine schon
getrocknete Farbe zu malen. Hier legt man die Farbschichten
ebenfalls lasierend übereinander, aber die unteren
Farbpigmente werden auf diese Weise etwas angelöst und
verbinden sich mit den Pigmenten der oberen Schicht, wodurch
sanfte Vermischungen und Übergänge auf dem Aquarellbild
entstehen.
Eine dritte Möglichkeit
ist die Nass in Nass Malerei: Hier werden die Farbpigmente im Moment
des Auftrages in der Flüssigkeit miteinander vermischt. Dann bilden sich
viele Effekte, die einen großen Reiz bei dem Betrachten von
einem Aquarell ausmachen, und in dieser Malerei akzentuiert
gesetzt, ein Kunstwerk entstehen lassen. Je nach Erfahrung des Malers hilft ein mehr oder
weniger kontrollierter Zufall, Erscheinungen wie
Wasserränder, Farbnebel, Verwaschungen und Ausblühungen
hervorzubringen, um nur einige der brillanten Farbspiele zu
nennen.
Wird die Aquarellfarbe in
dieser Nass in Nasstechnik aufgetragen spricht man auch von
lavierender Maltechnik. Das Wort kommt aus dem Lateinischen:
„Lavare“ heißt (ver)waschen. So steht das Lavieren im
Gegensatz zum Lasieren. Das Wort Lasieren bedeutet
durchscheinen.
Früher
wurde die Aquarellmalerei lange Zeit als die englische Kunst
bezeichnet, weil viele englische Maler im 18. Jahrhundert
die Aquarelltechniken meisterhaft einzusetzen wussten. Um
hier nur einen zu nennen: Der große Künstler William Turner. Er konnte auf
fast magische Art Licht in seinen Aquarellen scheinen lassen.
Aber auch ein Albrecht
Dürer war ein Meister dieser Kunst. Er hat Hunderte Landschaftsbilder und Stillleben in
Aquarell gemalt.
Auch ganz frühe Zeugnisse
des Aquarells finden sich. Schon in der Totenbuchmalerei im alten
Ägypten wurden Aquarellfarben verwendet - Aquarelle auf
Pergament.
Im
Mittelalter spielte die Aquarellmalerei in der Kunst eher eine untergeordnete
Rolle. Künstler verwendeten Aquarelle in erster Linie als Entwürfe und Planungen
der Farbgebungen für daraus herzustellende Ölgemälde. Erst
im 18. Jahrhundert, durch
den schon erwähnten William Turner und andere Maler seiner
Zeit, wurde die Aquarellmalerei als eigenständige Kunst anerkannt.
Die
Maler der berühmten Künstlervereinigung "Der Blaue Reiter"
haben Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ganz neue
Möglichkeiten der Aquarellmalerei entdeckt und der Kunst
neue
Stilrichtungen gegeben. Sie stellten die Malerei eines
Aquarells auf
die gleiche Stufe mit der Ölmalerei.
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