Porträt und Werdegang von Dimitri Medwedjew
Am 7. Mai 2008 tritt
jetzt Dmitri Medwedjew als Russlands neuer Präsident
an. Die Übergabe des bis dahin von Vladimir Putin
geführten Amtes hatte Symbolkraft. Im russischen
Fernsehen wurde übertragen, wie Putin, an der
Stirnseite eines langen Tisches sitzend, flankiert von
seinen Ministern, die an den Seiten des langen Tisches
saßen, seine Macht mit großem Selbstbewusstsein
demonstrierte, während Medwedjew eher unscheinbar zu
seiner Rechten saß.
Mit dem geleisteten
Amtseid wird der 42 jährige Medwedjew der jüngste
russische Präsident aller Zeiten sein.
Natürlich stellt sich
die Frage, inwieweit am 7. Mai 2008 nun wirklich eine
Machtübergabe stattgefunden hat.
Um dies zu
beantworten muss deshalb erst einmal genauer
betrachtet werden, warum Putin den Dimitri Medwedjew
zu seinem Nachfolger erkoren hat. Denn eines ist
sowohl dem russischen Volk als auch der übrigen Welt
recht klar: Putins Streben gilt dem eigenen
Machterhalt.
Als Nachfolger waren
für Putin zwei Männer in der ersten Wahl: Einmal
Sergej Iwanow, der nun zum ersten stellvertretenden
Ministerpräsident ernannt wurde.
Iwanow hat ebenso wie
Putin im Geheimdienst Karriere gemacht – er ist ein
ehemaliger Sowjetgeheimdienstgeneral, der noch immer
großen Einfluss auf den Geheimdienst hat und als ein
machtbewusster Hardliner gilt.
Medwedjew hingegen
ist eher ein Schöngeist. Er gilt als weich, moderat
und beeinflussbar. Putin und Medwedjew haben sich vor
20 Jahren an der Universität in Leningrad, dem
heutigen St. Petersburg kennen gelernt. Sowohl Putin
als auch Medwedjew sind Juristen und sprechen von
daher die gleiche Sprache. Auch rein mundartlich
trifft das zu, da beide ihre Kindheit und Jugend in
Leningrad verbracht haben.
Aber gerade in diesem
Punkt lassen sich auch Unterschiede der beiden
ausmachen. Während Putin aus einer armen Familie
stammt und sich früh, auch mit sehr direkter Kraft,
durch das Leben kämpfen musste, was sich in seiner
Karriere beim Geheimdienst fortsetzen sollte, ist
Medwedjew in einer gut situierten intellektuellen
Familie in einem eher reichen Vorort von Leningrad
groß geworden.
Seinen
intellektuellen Wurzeln bleibt er treu. Er liebt die
Literatur und ein gepflegtes Glas Wein zum Abendessen,
wohingegen er dem russischen Nationalgetränk Wodka
nichts abgewinnen kann. Somit besteht für ihn keine
Gefahr eine Karriere wie die des Präsidenten Boris
Jelzin zu wiederholen, der zu so manchem offiziellen
Staatsakt von seinen Helfern gestützt werden musste,
weil er so betrunken war.
Medwedjews Prägungen
lassen eher auf einen humanistischen und liberalen
Politikstil schließen, den er auch bislang in seiner
Kariere zeigte. Seine Themen sind die Steigerung der
Innovation, der Motivation und der freiheitlichen
Marktwirtschaft.
Er betont den
Humanismus und die Freiheit, ebenso wie Innovation und
Motivation in der Ökonomie. Vieles allerdings entpuppt
sich möglicherweise als die Leerheit schöner Worte,
wenn er gleichzeitig den Zugang an objektive
Information und das staatlich zensierte Fernsehen
lobt, sogar sich darin versteift zu sagen, es sei das
Beste der Welt.
Man darauf neugierig
darauf sein, ob Medwedjew es schaffen kann, seinen als
moderat geltenden Führungsstil in Russland zu
installieren oder ob er in seiner Präsidentschaft nur
eine Marionette in den Händen Putins sein wird, der
nun als Chef der Partei „Geeintes Russland“ als
Premierminister seinen Regierungssitz einnimmt.
In Russland ist die Macht auf dem Papier
folgendermaßen aufgeteilt: Der Präsident steuert die
Innen – und Außenpolitik Russlands. Somit wird
Medwedjew der Verfassung gemäß über die Ministerien
Verteidigung, die Geheimdienste, das Außenministerium
ebenso zu bestimmen haben, wie über die innere
Sicherheit und über die Justiz.
Dem Premierminister hingegen unterstehen die
Ministerien für Wirtschaft, Ökonomie und Soziales. Als
Putin noch selbst Präsident war, hat er die
Machtstrukturen dahingehend verändert, dass die
alljährlichen Berichte durch die Gouverneure der
verschiedenen Länder nicht mehr der Regierung, also
nicht mehr dem amtierenden Präsidenten Medwedjew
zukommen, sondern dem Premierminister zu übergeben
seien. Ein wirksames Mittel des Machterhaltes über
Russlands Provinzen durch Putin.
Beobachter benennen
einen Großteil des Willens Medwedjews mit dem Namen
seiner Frau: Swetlana Medwedjewa. Es heißt, dass sie
ihren Mann die Yoga und Sportstunden verordnet, die er
neben seinen Amtsgeschäften betreibt. Ebenso wird sie
als treibende Kraft in der Karriere ihres Mannes
beschrieben. Die studierte Wirtschaftsfrau gilt als
überaus klug und ebenso schön. Mit ihr wird wohl ein
neuer Stil in den Kremel einziehen. Swetlana
Medwedjewa ist dem Glamour, dem schönen Stil und der
exquisiten Mode mehr als zugeneigt und wird alles
andere als die graue Frau an der Seite des Präsidenten
sein wollen.
Die ganze Welt ist
gespannt, wohin das große Schiff Russland treibt, und
wer auf Dauer der Kapitän und wer der Steuermann ist.
nach oben:
Porträt Medwedjew
|